Der Ring der Macht ist in die Hände Fafners geraten, der für Wotan Walhall errichtet und im Kampf um den Reif den eigenen Bruder erschlagen hat. Wotan weiß: Wenn es Alberich gelingt, den Ring zurückzuerobern, so würde dies seinen eigenen Untergang bedeuten, zumal er nicht nach ihm greifen darf, da er an die von ihm selbst geschaffenen Gesetze und Verträge gebunden ist.
So zeugt Wotan das Wälsungen-Geschwisterpaar Siegmund und Sieglinde als eigenes Heldengeschlecht, das »freier« in seinen Entscheidungen sein soll als er selbst. Durch sie hofft er, den Ring zurückzugewinnen und die Welt von Alberichs Fluch zu befreien.
Als Siegmund und Sieglinde einen Sohn zeugen, duldet Wotans Frau Fricka diesen Inzest nicht. Sie fordert die Trennung der Geschwister und deckt zugleich den Selbstbetrug ihres Gatten auf: Siegmund sei keineswegs ein »freier« Held, da dessen Freiheit, Not und Taten von Wotan selbst herbeigeführt wurden. Schweren Herzens gibt Wotan Brünnhilde, Walküre und Lieblingstochter, den Befehl, Siegmund im Kampf gegen Sieglindes Ehemann Hunding zu töten. Doch Brünnhilde hat Mitleid mit dem Paar und widersetzt sich den Anordnungen ihres Vaters.
In der Walküre gelang es Wagner erstmals, Musik und Text gleichberechtigt auf eine mediale Ebene zu stellen und sich so dem von ihm selbst geforderten musikdramatischen Prinzip anzunähern.